Skip navigation.
POMERANZ COLLECTION

ION GRIGORESCU

Washing with Light
1979
Schwarz-Weiß-Silbergelatineabzug
102 x 66 cm
Edition 2/5 (+2 A.P.)
Inv. Nr. 86

Geboren 1945 in Bukarest, Rumänien
Lebt und arbeitet in Bukarest, Rumänien

Ion Grigorescu begann seine Karriere in den frühen Siebzigerjahren unter dem repressiven Regime Ceauşescus. Ein großer Teil seines Werks, das sich mit dem menschlichen Körper und mit Politik beschäftigt, blieb zu jener Zeit unbekannt und unbeachtet. Seine Fotografien, Fotocollagen, 8-mm-Filme und Performances erfuhren erst in den Neunzigerjahren Anerkennung, nach dem Sturz des Diktators. Seitdem hat Grigorescu an vielen bedeutenden internationalen Ausstellungen teilgenommen. Die Werke in der Sammlung sind noch unter den historischen Bedingungen, in der Intimität der eigenen vier Wände entstanden. Grigorescu hatte in seiner Wohnung viele Performances inszeniert, ritualisierte oder provozierende Aktionen mit dem eigenen Körper.

Washing with Light zeigt eine schemenhafte Gestalt, in der Grigorescus Körper gleichzeitig anwesend und doch auch unsichtbar ist. Das Mittel der Langzeitbelichtung bewahrte den performativen Charakter einer Aktion, die sich auf die damaligen alltäglichen Lebensbedingungen bezieht, insbesondere auf die Probleme mit der Strom- und Wasserversorgung. Die geisterhafte Figur des Künstlers ist auch auf dem Triptychon Autosuperposition zu sehen, das den Künstler bei Yogaübungen zeigt. Durch die fotografische Überblendung entsteht der Eindruck, als würde Grigorescu schweben und sich damit symbolisch über die harsche Realität erheben. Eine recht unverblümte Darstellung des Körpers ist auf dem Diptychon Our Home zu sehen: Der Künstler entblößt seine Geschlechtsteile, während er beinahe auf die Linse des Fotoapparats uriniert und defäkiert. Die kontroverse Aktion, ein Echo auf den Wiener Aktionismus, ist als Urform von Protest zu verstehen, wie auch die Fotografie Birth of Romanian Language, auf der uns der Künstler die Zunge herausstreckt. Hier äußert sich die Kritik im Titel, der wortwörtlich in eine Gebärde übersetzt wird, die zugleich zur Grimasse wie auch zum Schrei werden kann.

Grigorescu bezieht auch seine Wohnung, die zu seinem Arbeitsplatz wurde, in sein Werk ein, so in der Serie Around My Apartment, die in den Jahren der Oppression entstand. Die Fischaugenperspektive lässt an Überwachungssysteme denken und verstärkt das Gefühl des Eingesperrtseins. In The Workshop hingegen wird das Bild des Ateliers dreidimensional, indem Grigorescu das Fotopapier beschneidet und durch Metallstückchen erweitert. Grigorescus Blick auf die Geschehnisse in seinem Heimatland erfolgte immer aus einer Distanz heraus, als Ergebnis einer beschränkten Freiheit. So dokumentiert er die dreißigsten Gedenkfeiern zum 23. August 1944, als sich Rumänien auf die Seite der Alliierten schlug, indem er die Fernsehübertragung im heimischen Wohnzimmer fotografierte.