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POMERANZ COLLECTION

SLAVEN TOLJ

Interrupted Games
1993
2 Schwarz-Weiß-Fotografien von Boris Cvjetanovic
Je 50 x 50 cm
Edition 3/3
Inv. Nr. 155

Geboren 1964 in Dubrovnik, Kroatien, wo er lebt und arbeitet.

Slaven Tolj gehört zu den bedeutendsten Künstlern der kroatischen Kunstszene. Seine radikale und minimalistische Praxis, die sowohl Performances, Fotografien und ready-made Situationen und Objekte umfasst, beschäftigt sich häufig mit spezifischen sozialen Fakten und geschichtlichen Ereignissen. Zu Beginn, in den Neunzigerjahren, konzentrierte sich seine Arbeit auf die Situation in seinem eigenen Land, also den Zerfall Jugoslawiens und besonders die Belagerung von Dubrovnik, seiner Heimatstadt. Danach, im post-totalitären Kontext, erweiterte er die Bandbreite seiner Untersuchungen und engagierte sich in Bereichen, die mit Globalisierung und Multikulturalismus zu tun hatten. Zusätzlich zu seiner Praxis war Slaven Tolj immer auch kuratorisch tätig und begann mit der Gründung des "Art Workshop Lazareti" in Dubrovnik 1988, einem der derzeit aktivsten Kunstzentren in Kroatien, welcher sich mit der Interaktion zwischen zeitgenössischer Kunst und sozialer Veränderung befasst.

Interrupted Games ist ein Diptychon gefundener Bilder, auf denen spielende Kinder zu sehen sind, die gegen die Rückfassade der Kathedrale von Dubrovnik Squash spielen. Ein Bild fängt genau den Augenblick ein, wenn der Ball in einer der Spiralen eines Säulenkapitells stecken bleibt, wobei die Bewegungen der Kinder in Aktion abgebildet sind. Die andere Fotografie ist ein Zoom-in auf den stecken gebliebenen Ball, der irgendwie die Geschosse des jugoslawischen Krieges spiegelt, an welche neben den verfangenen Bällen die Löcher in der Fassade erinnern. Dieser öffentliche Platz mit dem Namen Bunićeva Poljana war ein häufiges Ziel serbischer Scharfschützen während der Belagerung von Dubrovnik, was dazu führte, dass Kinder ihren liebsten Spielplatz viele Monate lang aufgeben mussten. Daher konfrontieren die Aufnahmen mit einer versteckten Ernsthaftigkeit den Betrachter mit der großen Geschichte der Stadt und ihrem tragischen Schicksal, mit anekdotischen Narrativen, die das Spiel der Kinder beide zu einem Ende bringen. Die Arbeit trägt den Untertitel Pax, Vobis, Memento mori qui, Ludetis pilla (Frieden sei mit dir. Denke daran, dass du sterblich bist, du, der du mit einem Ball spielst), was die Metapher im Spiel verstärkt.