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POMERANZ COLLECTION

CYPRIEN GAILLARD

Indian Palm Study I
2011
9 Polaroid-Fotos, Holzrahmen
Je 102 x 73 x 4 cm
Unikate
Inv. Nr. 160

Geboren 1980 in Paris, Frankreich
Lebt und arbeitet in Paris, Frankreich, und in Berlin, Deutschland

Cyprien Gaillard, der 2010 den französischen Prix Marcel Duchamp gewann, ist von neuer Architektur fasziniert und hegt eine besondere Vorliebe für sozialen Wohnungsbau und die Hochhausblöcke, die im Nachkriegseuropa entstanden. Er verwendet die Figuren und Ansätze eines Archäologen oder Archivisten, während er gleichzeitig Hooligan- oder vandalistische Positionen übernimmt. Mit einer großen Bandbreite an Medien (Fotografien, Videos, Installationen, Gemälde, Performances) berichtet er darüber, was viele als Lösung des Wohnungsproblems und als Impuls für neue Lebensformen betrachteten, sich aber letztendlich als Irrtum herausstellte. Sein Kunstwerk handelt von Zerstörung und den miteinander gekoppelten Begriffen von Zerstörung und Bewahrung.

Indian Palm Study I entstand auf einer Forschungsreise nach Indien anlässlich der Paris - Delhi - Bombay…Ausstellung, die 2011 im Pariser Centre Pompidou stattfand. Auf gewisse Weise erweitert diese Arbeit die Polaroid-Serie Geographical Analogies (2006-2010), eine dokumentarische Studie architektonischer Details, die der Künstler an verschiedenen Orten rund um die Welt aufnahm, um auf deren Ähnlichkeiten zu verweisen. Wie aus dem Titel hervorgeht, handelt Indian Palm Study von der Natur, einem wiederkehrenden Thema in seinem Corpus, das er immer mit Architektur konfrontiert. Gebäudeteile erscheinen im Hintergrund, während aber die zentralen Themen die Palmen bleiben, als strukturierende Elemente der indischen Landschaft, die er von Delhi bis Chandigarh, von Varansi bis nach Kalkutta, von Hampi nach Goa und Mumbai erkundete. Er produzierte zwei Serien von je neun Polaroid-Fotos, deren erste vor allem die Blätter der Palmen und die zweite deren Stämme thematisierte. Dabei ging er ähnlich wie beim Sampling vor. Die Polaroid-Technik kommt wegen ihrer Unmittelbarkeit zur Anwendung, denn sie produziert einzigartige Bildzeugnisse am Ort der Fotoaufnahme selbst. Aber so nahe diese Bildart einem perfekten visuellen Bericht auch kommen mag, sie unterliegt doch dem Verfall, da das Papier der Fotografie nach und nach verblasst. Der Kunstautor Jan Tumlir betrachtet Polaroid als „ready-made Ruin“, das dem gleichen entropischen Gesetz wie die Architektur und die Natur folgt, die Gaillard zunehmend ins Spiel bringt.