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POMERANZ COLLECTION

MIRCEA CANTOR

Which Light Kills You
2005–2008
Leuchtkasten
21 x 33 cm
Edition 3/3
Inv. Nr. 77

Geboren 1977 in Oradea, Rumänien
Lebt und arbeitet in Paris, Frankreich & Cluj Napoca, Rumänien

Mircea Cantor wuchs im Osteuropa der kommunistischen Ära auf und nutzt häufig seine persönlichen Erinnerungen, um den Ausdruck von Macht und den Zerfall kultureller Grenzen zu befragen. Als Beobachter von Gesellschaften und Kulturen positioniert er sich an der Schnittstelle zwischen den Welten und ermöglicht so Vergleiche zwischen unterschiedlichen Ideologien und Überzeugungen. Seine ebenso poetische wie eindringliche, einfache Sprache besteht aus elementaren Bildern – darunter Brot, Mais, Fingerabdrücke oder die DNA-Helix –, die vielschichtige Wahrnehmungsebenen erzeugen.

Which Light Kills You ist das fast schon anatomische Bild einer konventionellen Glühlampe, aus der Zeit vor der aktuellen Energiesparwelle. Erhellt wird sie durch einen Leuchtkasten, auf den ihr Bild montiert ist. Auf der Glühbirne kleben Fliegen, deren Flügel das selbstmörderische Unternehmen, sich dem Licht zu nähern, versengt hat. Es ist schwer, aus diesem markanten Bild keine Parabel herauszulesen: Was Licht und Wärme spendet, zieht an, es kann aber auch zu einer Gefahr werden, an der man sich verbrennt.

Das Video Tracking Happiness zeigt eine Gruppe von Frauen, die barfuß, in Weiß gekleidet im Kreis über feinen, weißen Sand schreiten. Unentwegt kehren sie mit ihren Besen die Spuren der Person vor ihnen fort. Ein harsches Licht löst den Bildraum ins Unendliche auf, die nahezu mystizistische Stimmung der Bilder verleiht den Frauen etwas Engelhaftes, dem das Banale der Strohbesen zuwiderläuft. Cantor untersucht hier sowohl das Paradox eines Zeitalters, das unentwegt Spuren löscht, als auch das mühevolle Streben nach Glück.

Chapelet (Gebetsschnur) zeigt die schematische Darstellung eines Stacheldrahts aus den tintegeschwärzten Fingerabdrücken des Künstlers auf Glas. Das eindeutig erkennbare Motiv wird auf unerwartet ausdrucksvolle Weise dargestellt. Die Fingerabdrücke vermitteln spürbar eine körperliche Kraft, während ihre Anordnung ein Symbol für Gewalt und Zwang bildet, eine Grenze der menschlichen Freiheit. Dessen aggressive Erscheinung mit ihren Spitzen und ihrer Spannung wird hier fast schon gewaltsam in das Bild der zarten, empfindlichen Fingerspitzen eingeschrieben. Hierin findet sich auch ein Verweis auf das Thema der Überwachung, etwa durch biometrische Identifizierung. Die zeitgenössischen Gesellschaften haben eine Vielzahl unsichtbarer, zunehmend unüberwindlicher Restriktionen hervorgebracht, die neue Form des Grenzschutzes, während die meisten Mauern eingestürzt sind oder zumindest davon träumen dürfen.

Die Installation Geschäft ist Geschäft spielt im wahrsten Sinne des Wortes mit einer symbolischen Reflexion. Ein Neonschriftzug beschreibt das zynische Sprichwort „Geschäft ist Geschäft“, das jedoch nur in einem Spiegel auf der gegenüberliegenden Wand lesbar wird – in dem sich natürlich auch der Betrachter sieht. Auf dem Boden liegt Pferdemist, darin stecken Spiegelscherben, die wie Diamanten funkeln. In Kombination mit dem Sprichwort versinnbildlichen der Spiegel, der Kot und die falschen Edelsteine eine, vor allem ökonomische, Welt der Vortäuschung und des Betrugs.