TARYN SIMON

Geboren 1975 in New York City, New York, USA
Lebt und arbeitet in New York City, New York, USA

Die junge amerikanische Fotografin Taryn Simon hat ein ehrgeiziges Werk entwickelt, in dem sie sich vor allem mit der Natur kultureller und politischer Phänomene beschäftigt. Ihre Praxis fokussiert verschiedene Themen wie Sicherheit, Religion, Politik, Wissenschaft, Medizin und Natur, wobei sie jede Disziplin eingehend in dem Versuch sondiert, die Illusion eines objektiven Bildes oder lebendig erfasster Realität zu zerstören.
Ihre Arbeit ist das Ergebnis weiträumiger Forschungen und Untersuchungen und ähnelt in vieler Hinsicht dem Fotojournalismus, indem sie jedes Bild in einen spezifischen Kontext mit erklärenden Texten setzt. Simon balanciert in ihrer Praxis Text und Bilder miteinander aus und so entsteht durch ihren originellen Ansatz fotografischer Ästhetik ein Ensemble, das sich durch seinen einzigartigen Stil auszeichnet.
Das Set A Living Man Declared Dead and Other Chapters, chapter VI gehört zu einer Serie gleichen Titels, welche im Lauf von vier Jahren entstand (2008-11). In dieser Zeit reiste die Künstlerin um die Welt und befasste sich eingehend mit der Vergangenheit und Zukunft von achtzehn Abstammungslinien und ihren Geschichten. Ihre Sammlung ist gleichzeitig kohärent und mehrdeutig und kartografiert durch Verwandtschaft verbundene Berichte, aber auch Zufallsaspekte, die menschliches Schicksal mitbestimmen. Jedes der 18 Kapitel ist in drei Segmente organisiert: Das erste präsentiert eine Serie mit Porträts von Angehörigen der erforschten Linie, ein zweites enthält ein Kompendium von Erzählungen und ein drittes Elemente des „Nachweises”.
Die Hasen der gezeigten Arbeit sind eine dieser Blutlinien, fotografiert in ihren Plexiglas-Unterkünften in der Forschungsinstitution in Queensland, während sie auf ihre todbringende Injektion warten. Die Tiere sind Abkömmlinge der 24 Exemplare, die 1859 von Europa nach Australien kamen. Zur Jahrhundertwende begann eine verärgerte Bauernschaft bereits, gewerbsmäßig eine um sich greifende und zerstörerische Hasenpopulation auszulesen, welche die australische Regierung noch immer Hunderte von Millionen pro Jahr kostet. Die Arbeit kann als Reflexion über das menschliche Leben betrachtet werden – wie das Blut durch die Geschichte navigiert und welche Dinge seiner Ebbe und Flut entgegenwirken. In dieser letzten Hinsicht geht es hier auch darum, wie sehr unsere Leben von Schicksal und freiem Willen bestimmt werden.
Poolside, Tel Aviv Mini Israel, Latrun, Israel ist die Aufnahme einer Miniatur, die bis ins Detail einer echten Poolanlage in Tel Aviv gleicht. Tatsächlich kann sie leicht mit dieser verwechselt werden, bis man genauer hinsieht und erkennt, dass es sich dabei um ein soziologisches Artefakt handelt. Ein kleines Detail offenbart die Brutalität, die im Bild steckt: eine Figur wurde offensichtlich aus der Miniatur gerissen und gestohlen. Die meisten Kritiker ordnen Simon’s Arbeiten der einen oder anderen Realismus-Strömung zu, etwa dem hyperrealen oder ästhetisierten Realismus. In ihren Einschätzungen der ästhetischen Aussage und Intention der Arbeiten ist oft von der bildnerischen Darstellung verborgener Orte und nicht vertrauter Dinge die Rede.