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POMERANZ COLLECTION

HANS-PETER FELDMANN

Lovers
2008
Dekupiertes Foto
41,9 x 29,8 cm, gerahmt 52,7 x 36,8 cm
Variation 4, HPF 164
Inv. Nr. 55
Foto: © VBK, Wien, 2011

Geboren 1941 in Düsseldorf, Deutschland
Lebt und arbeitet in Düsseldorf, Deutschland

Hans-Peter Feldmann arbeitet seit den späten Sechzigerjahren an einem umfangreichen "Bild-Archiv" aus Postkarten, Zeitungsausschnitten, Plakaten sowie eigenen Fotografien. Feldmann kategorisiert und ordnet diese Dokumente nach einem selbst entwickelten System, was sich zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn in kleinen, handgemachten Büchern mit dem Titel Bild oder Bilder niederschlug: sämtlich Reproduktionen zu einem Thema – so etwa Frauenknie, Schuhe, Stühle, Filmstars. Feldmanns serieller Umgang mit Bildern von Alltagsgegenständen, Denkmälern, sozialen Situationen und diversen anderen Phänomenen hat zugleich eine Neutralisierung wie auch eine interne Bezugnahme dieser Bilder aufeinander zur Folge, Ähnlichkeiten und Unterschiede treten auf diese Weise zutage. Das Werk zollt der Wirkungsmacht "alltäglicher", "nicht-künstlerischer" ästhetischer Strategien, vom massenmedialen Bild bis hin zur Amateurfotografie, Tribut. Vor dem Hintergrund einer Kultur, die von Bildern regelrecht überschwemmt wird und in der somit die Rolle von Bildwerken und Kunst prekär werden, gelten Feldmann alle Bilder als gleichrangig. Die Arbeit Lovers beruht auf einem dieser zufälligen Bildfunde. Feldmann hat die Gesichter der Liebenden herausgeschnitten, wodurch die Posen des Paares universalisiert, aber auch anonymisiert werden.

Das Sammeln gehört zu Feldmanns häufigster Strategie, es ist jedoch nicht seine einzige. Der Künstler verändert außerdem bestehende Objekte und Bilder. Seit den späten Neunzigerjahren überzieht er Gipsmodelle klassischer griechischer Skulpturen mit hellen und satten Farben und verwandelt diese so in groteske Pop-Figuren. Durch diesen Prozess betont er die verführerische Natur dieser schon in Rohfassung kitschigen Imitationen klassischer Ikonografie. In Arbeiten wie The Red Nose Double Portrait setzt er Prothesen als Karikaturen auf gefundene Gemälde weniger bedeutsamer Meister – clownartige rote Nasen, schwarze Streifen, die die Augen maskieren, oder sogar Veränderungen, die die Augen blinzeln lassen. Diese einfachen Gesten brechen radikal die Wahrnehmung und hinterfragen die Auffassungen von Kunst und Geschmack.