JOACHIM KOESTER
2007
28 x 35 cm (x12), gerahmt: 62,5 x 51,5 cm (x12)
Edition 3/6 (+2 A.P.)
Inv. Nr. 156
Geboren 1962 in Kopenhagen, Dänemark
Lebt und arbeitet in Brooklyn, New York, USA
Seit den frühen Neunzigerjahren arbeitet Joachim Koester an der Schnittstelle zwischen dokumenatrischer Arbeit und Fiktion und bewegt sich zwischen verschiedenen politischen, historischen oder auf Kunst bezogenen Erzählungen, die er aufs Neue entdeckt und subtil reartikuliert. In seinen filmischen oder fotografischen Projekten konzentriert er sich auf Anekdoten und Persönlichkeiten, die mit utopischen Experimenten und oder fehlgeschlagenen Versuchen zu tun haben, wie beispielsweise sektiererische oder anarchische Erfahrungen, verlassene Örtlichkeiten und verschollene Entdecker. Er ist bestrebt, die dahinter liegenden Geschichten dieser unterschiedlichen Episoden aufzudecken, neu zu inszenieren und seine eigene „Geisterverfolgung von Subjekten“ zu konstruieren, wie der Kritiker Hal Foster sagt. In einigen seiner Arbeiten gewinnt er Teile der Kunstgeschichte für sich zurück, indem er Fotografien oder Filme reproduziert – Anna Karina oder Week-end von Jean-Luc Godard zum Beispiel – als "eine Strategie, die Vergangenheit heraufzubeschwören und die Gegenwart zu fiktionalisieren", so der Kunsthistoriker Paolo Magagnoli.
Occupied Plots, Abandoned Futures. Twelve (Former) Real Estate Opportunities folgt den Spuren des konzeptuellen Fotografen Ed Ruscha und seinem berühmten Künstlerbuch Real Estate Opportunities (1970), in dem eine Serie von Schwarz-Weiß-Fotografien urbane, versteckte "günstige Gelegenheiten" in der ganzen Stadt Los Angeles aufzeichnet, also leere, zum Verkauf stehende Grundstücke. Angelehnt an Ruschas kodifizierte Ästhetik fotografierte Koester genau dieselben Orte, die sich inzwischen verändert hatten, und sich so auf die vom Künstler so bezeichnete „Archäologie aufgelassener Zukunft“ beziehen. Während Ruschas Bilder jedoch Potenzialität zeigten, gewinnt Koesters Update eine neue, pessimistische Lesart, besonders im Kontext der Hypothekenkrise. Diese Serie erweitert eine frühere Arbeit des dänischen Künstlers mit den Titel histories (2003-2005), welche durch ihre aktuelle Neuinszenierung bahnbrechende Fotografien anderer konzeptueller Künstler spiegelt – wie zum Beispiel Robert Smithson, Robert Adams, Bernd und Hilla Becher oder Gordon Matta-Clark. Dieses Werk behandelt – geprägt von spürbarer Nostalgie - in einem allgemeineren Sinn die Themen Historisierung, Rekonstruktion und Repräsentation.