FRANCIS ALŸS

Geboren 1959 in Antwerpen, Belgien
Lebt und arbeitet in Mexico City, Mexiko

Nach einem Studium der Architektur in Tournai und Venedig zog der gebürtige Belgier Francis Alÿs im Jahr 1986 nach Mexico-City, in jene Stadt, die er sich durch zahlreiche Spaziergänge erschloss und die damit zum Schauplatz und zur Inspiration für viele seiner frühen Objekte und Performances werden sollte. Alÿs vermittelt seine Erfahrung der Stadt in poetischen Interventionen, die oft eine politische Stoßrichtung haben. Seine performativen Aktionen ziehen sich durch eine Vielzahl von Medien: Vorzeichnung, Malerei, Installation, Video, Animationsfilm und Fotografie. Den einzelnen Werken liegen dabei sehr klare Konzepte zugrunde, die mit den Prinzipien von Wiederholung, Re-Enactment, mit Modifikation und Umgestaltung arbeiten und sich mit diesen Methoden häufig auf die Geschichte Südamerikas und das dortige, zeitverzögerte Aufkommen der Moderne beziehen. Die Installation 15+1 entstand anlässlich der Tirana Biennale im Jahr 2009. Die Biennale fand in einem leer stehenden Hotel statt, dem Datji, das 1940 von einem italienischen Architekten erbaut wurde und einst historisches und architektonisches Wahrzeichen Albaniens war. Jahrzehntelang verkörperte es die Ideologien und Machtstrukturen all derer, die es aufsuchten. Alÿs’ Installation besteht aus einer Fotografie und fünfzehn Tellern aus dem Tafelservice des Hotels, die zerschlagen und wieder zusammengesetzt wurden, wobei stets je ein Bruchstück ausgelassen wurde. Aus diesen Fragmenten wurde ein zusätzlicher Teller geformt. Die Fotografie zeigt ein Standbild aus den Fernsehnachrichten, es stammt aus dem Bericht über ein festliches Abendessen im Hotel Datji zu Titos Zeiten. Alÿs’ Werk ist Sinnbild für eine Konstruktion von Geschichte, die auf verformbaren Zeugnissen beruht, die jederzeit neu zusammengesetzt oder sogar erfunden werden können.